ZUT 2023 – 111km Um Die Zugspitze

Es war mit Sicherheit kein gewöhnlicher Lauf auf den ich mich da vorbereitet habe. Immerhin stand ich vor der Herausforderung soweit wie noch nie zu laufen!

Auf dem Weg zum Osterfelderkopf

Seit Anfang des Jahres lief ich bereits 1908km. Aber natürlich beginnt die körperliche Anpassung an einen 100km Lauf mehrere Jahre vorher! Für die Vorbereitung habe ich mich dieses Jahr für einen extra Trainingsplan von Two Peaks Endurance für den Zugspitz Ultratrail entschieden. Nur in der „Solid Finish“ Variante, da ich als einziges Ziel hatte „anzukommen“. Also stand die letzten Wochen strukturiertes Training auf dem Plan, dreimal verschiedene Intervalle, Regnerationsläufe und lange Läufe am Wochenende. Ein wenig auf meine Bedürfnisse und die flachen Laufstrecken in meiner Gegend angepasst, konnte ich den Plan gut umsetzen und so ging es gut vorbereitet Richtung Bayern.

Immer wieder schön. Der erste Blick auf die Zugspitze.

Unsere kleine Reisegruppe im Juni bestand aus meinem Bruder Frank, Herbert und Thomas. Um das vorweg zu nehmen, finishten alle Ihre Läufe. Frank (Fr den 31km und Sa den 69km), Herbert am Freitag den 31km und Thomas am Samstag den 45km Trail. Herzlichen Glückwunsch schon mal an dieser Stelle für die hervorragenden Leistungen.

Herbert (links) und Frank (rechts) kurz vor Ihrem Start.

Nach knapp 8 Stunden Fahrt erreichten wir Grainau und bezogen unsere FeWo. Danach machten wir uns auf den Weg zur Startnummernabholung nach Garmisch-Partenkirchen. PlanB hatte den Start bereits im Jahr 2022 nach GaPa gelegt um vermutlich der größeren Teilnehmeranzahl gerecht zu werden. Ein wenig Wehmut ist schon dabei wenn man jahrelang im Musikpavillion von Grainau bei der Pastaparty dem Start entgegengefiebert hat. Wir fuhren mit der Zugspitzbahn, holten relativ unspektakulär die Startnummern ab und fuhren wieder zurück. Frank und ich schüttelten bei einem kurzen Läufchen noch die Fahrt aus unseren Knochen, ehe wir uns ans Abendessen machten.

Am Freitag morgen brachte ich Frank und Herbert zum Start des GaPa Trail und besuchte kurz die Expo. Den Start verfolgte ich im Liveticker über mein Handy und versuchte noch zu schlafen. Es klappte einigermaßen und so stand ich um 18:30 Uhr aus dem Bett aus und bereitete mich auf meinen Start um 22 Uhr vor. Ich kochte mir Nudeln und noch einen Kaffee ehe ich meine Tasche packte und mit dem Auto nach GaPa zum Start fuhr. In der Zwischenzeit sind Frank und Herbert im Ziel angekommen. Die warteten dort mit Thomas auf das Auto um zurück zu Wohnung zu fahren.

Kurz vor meinem Start am Freitag abend.

Ich gab meine Drobbags für die V5 und das Ziel an und ruhte mich noch ein wenig aus, ehe ich mich in den Startbereich begab. Die Taschenkontrolle klaptte ohne Probleme. Bis plötzlich Unruhe im Starterfeld aufkam. Der Moderator hatte angekündigt die Läufer zu disqualifizieren die nicht nach der Kontrolle eingecheckt wurden. Also begaben sich fast alle wieder zurück zur Kontrolle. Doch die wussten dort von nichts und somit sind alle wieder zurück und blieben in der Ungewissheit evtl. disqualifiziert zu werden. Ich sprach noch einen anderen Läufer an, der ebenfalls nicht eingecheckt wurde und somit war das Thema erstmal erledigt.

Noch 3:59min bis zum Start.

Das Bundeswehrmusikorchester spielte den „Highway to Hell“ und es war weniger als eine Minute zum Start. Einige Stirnlampen gingen schon an und es ertönte pünktlich um 22 Uhr der Start zum Zugspitz Ultratrail. Einmal 111km mit 5180hm rund um die Zugspitze mit einem Zeitlimit von 27h. Das 600 Personen starke Teilnehmerfeld bewegte sich aus GaPa raus und folgte dem Fahrradweg bis nach Hammersbach. Dort folgten wir der Originalstrecke aus den vergangenen Jahren. Diesmal allerdings im Stockdunkeln!

Die Nacht ging schnell um und die Verpflegungspunkte Eibsee, Gamsalm und Pestkapelle erreichte ich im Dunkeln. Die Trails und Wege dazwischen kannte ich nahezu auswendig und war ganz froh teilweise das Ende des Anstieges nicht sehen zu können. Auf der Strecke war es ruhig. Alle Teilnehmer versuchten sich bei der Dunkelheit zu konzentrieren und so blieb keine Zeit für Gespräche. Ich schaltete meine Stirnlampe irgendwann die ganze Zeit auf volle Pulle um mehr Licht zu simulieren. Eigentlich wollte ich bergauf Strom sparen und die Lampe im Sparmodus betreiben. Das machte aber keinen Sinn. In der Höhe genoß ich den Blick ins Tal wo die Lichter der nächsten Städte strahlten und der Lindwurm aus Stirnlampen den Trails folgte.

Die Stirnlampen in einer einzigartigen Landschaft.

An der VP4 konnte ich gegen kurz vor 6 Uhr meine Stirnlampe absetzen und leerte das erste mal die Steine aus meinen Schuhen aus. So langsam stellte sich auch die Gewissheit ein, dass es meinem Magen wohl nicht mehr besser werden würden. Ich hatte von Anfang an leichte Übelkeitsgefühle bei der Zunahme von Essen. Und nachdem es nun knapp 7 Stunden nicht besser wurde suchte ich nach Lösungen. Ich entschied mich erstmal bei Wassermelone, Iso und meinen Gels zu bleiben. Feste Nahrung rief sofort Übelkeit hervor. Zum Glück hatte das bis jetzt keine größeren Beeinträchtigungen. Nach der V4 folgte der lange und kräfteraubende Anstieg zum Scharnitzjoch. Langsam und Schritt für Schritt erreichte ich das Joch und der anschließende Downhill war nur ein Warten auf die VP5.

Ich erreichte den VP5 Hubertushof nach 10:20h Laufzeit und nahm mir Zeit die Uhr zu laden, Shirt zu wechslen und meine Verpflegung wieder aufzufüllen. Nach über 25min Pause machte ich mich wieder auf dem Weg und konnte das abschließende flache Stück an der Leutacher Asche und durch die Geisterklamm sogar joggen und erreichte somit sehr schnell die VP Mittenwald. Dort kam ich das erstmal in den Genuß von Brühe und hatte somit eine weitere Option gegen meine Übelkeit. Es war mittlerweile 10 Uhr und die Sonne schaute immer öfter durch die Wolken. Der Weg zum Ferchensee ging aber durch den Wald und bot somit viel Schatten. Ganz im Gegenteil zu dem nächsten Abschnitt Richtung Schloß Elmau und Laubhütte. Viel Schotterpiste und wenig Schatten trieben das Läuferherz nicht gerade nach oben. Aber ab Mittenwald war es dann irgendwann „nur“ noch ein Marathon und das brachte mir nochmal extra Energie für die restliche Strecke.

Ich blieb weiter bei meiner Verpflegung. Wasser in meiner Trinkblase und Iso in der Softflask. Ab und zu ein Gel und bei der VP ein paar Wassermelonen. Das klappte gut und die 1200 Meter Anstieg zum Kreuzeck waren anstrengend aber machbar. Ich zog sogar eine Gruppe von 3 Ultras den Aufstieg durch das Bodenlainetal hinauf. Lediglich ein paar Läufer vom Leutasch Trail überholten uns auf der Strecke. Am Ende des ZickZack Weges erwartete uns eine begeisternd den Läufern zujubelnden Menge. Ich wage mal zu behaupten, wer den Teil der Strecke geschafft hat und keine Verletzung mehr bekommt, schafft auch den Rest. Somit ging ich auch mit viel Vorfreude in den letzten Anstieg zum Osterfelderkopf. Langsam und vorsichtig machte ich mich auf den Downhill und spürte hier zum ersten mal meinen linken Oberschenkel. Ich nutze nun auch jeden kleinen Bach mit kalten und klaren Wasser um meinen Oberschenkel runterzukühlen.

Blick auf Garmisch im letzten Downhill.

Die kurzen flachen Passagen konnte ich noch joggen und es ging in den Jägersteig. Der linke Oberschenkel ließ aber kein schnelles Tempo zu. Also vorsichtig weiter zur letzten VP am Waldeck. Hier hielt ich mich nur sehr kurz auf. Es waren ja nur noch 10km ab da. Aber es folgte der mit Abstand schrecklichste Teil des Laufes. Feingemalener Schotter der bei der Hitze und vorbeifahrenden Autos sehr unangenehm war, sollte für einige Kilometer der Laufuntergrund sein. Mittlerweile war auch mein rechter Oberschenkel komplett zerstört und an ein bergrunterlaufen war nicht mehr zu denken. Nach dem Ende der Straße folgte noch ein kurzes Trailstück bergauf, ehe es eine steile Schotterpiste runter nach GaPa ging.

Nocheinmal rechts abbiegen.

Ein Highlight war auch das Stück hinter dem Bahnhofgelände nicht und die Ehrenrunde über die Brücke rief ebenfalls keine Freudenschreie mehr bei mir aus. Aber das Ziel am Kurpark in Garmisch-Partenkirchen war in Reichweite. Als Thomas noch auf der Zielgeraden wartete und mich den Rest begleitete, konnte ich nochmal ein paar Kräfte mobilisieren. Nach 20:46:41h überquerte Ich die Ziellinie. Es war geschafft 111km mit 5180 Höhenmetern. Meine längste gelaufene Strecke und sportliche Aktivität am Stück lag hinter mir. Erschöpft sank ich nach dem Duschen in einem Liegestuhl an dem Volkswagen Stand zusammen und wartete auf Frank der sich noch auf der Strecke des Leutasch Trails befand.

Glücklich aber vollkommen erschöpft.

Gegen 23 Uhr erreichten wir unsere FeWo und ein Bier später fielen mir die Augen zu. Nach fast 48h ohne Schlaf holte sich mein Körper ein wenig Kraft zurück.

Ich danke Frank, Herbert und Thomas für die tolle Tour und dem Veranstalter PlanB, sowie den Helfern für diese Veranstaltung. Auch wenn ich mir für die Zukunft weniger Schotterpisten auf der Strecke wünschen würde!

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