Großglockener ULTRATRAIL – RUN2

„What doesn’t kill you, makes you stronger!“, was Friedrich Nietzsche im 19. Jahrhundert geschrieben hat, kann man auf Vieles anwenden. Aber dieses Wochenende in Kaprun am Großglockner war wirklich eine Bestätigung der physischen Widerständigkeit von Frank und mir.

Früh aufstehen hieß es für mich am Donnerstagmorgen. Ich habe einen Sitzplatz im Zug von Essen nach München bis nach Zell am See gebucht. Nach einer entspannten Fahrt folgte ein kleiner Zwischensprint auf dem Bahnhof Wörgl, um meinen Anschlußzug zu bekommen. Am Bahnhof von Zell am See wartete bereits Frank mit seiner Familie, die ihren Urlaub für den Lauf verlängert haben. Am Nachmittag holten wir noch die Startnummer für den „Weißsee Gletscherwelt Trail“ ab und schlenderten ein wenig über die Expo. Tasche packen, Laufklamotten zusammenlegen und eine eigene Pastaparty auf dem Balkon waren dann unser Abendprogramm.

Der Wecker klingelte am Freitagmorgen unbarmherzig um 4:30h. Wir machten uns langsam fertig, um den Bus zum Enzigerboden zu erreichen. ca. 45 Minuten später und unzählige Kurven die Passstraße hoch, erreichten wir den Stausee an der Tauernmoosseilbahn. Start für die teilnehmenden Läufer war pünktlich um 8 Uhr und gleich ging es die ersten 800 hm auf 6,5 km zum „Hinterer Schafbichl“ hinauf. Auf den ersten 2 km viel zu schnell für mich. Thomas, denn wir beim Start getroffen haben, war mit einer starken Leistung schnell außer Sicht und Frank holte mich irgendwann auch ein. An der VP „Rudolfshütte“ überholte er mich dann schließlich, weil ich meine Getränke auffüllte.

Im Downhill zum Stausee Tauernmoossee holte ich ihn dann aber wieder ein und wir liefen gemeinsam weiter. Zum höchsten Punkt des Rennens wurde der Trail sehr technisch. Viele große, nasse Steine mit rutschigen Schuhe, verblocktes Gelände, machten den Weg hier zu einem Hindernisslauf. Kurze Kletterei am „Kapruner Törl“ (2637 m) und ab da ging es weiter technisch runter ins Tal. Genauer gesagt 23 km bergab an den Stausee „Mooserboden“ und „Wasserfallboden“ entlang, durch einen Höhleneingang und der Tunnelstraße entlang durch den Berg folgten wir dem Tal Richtung Ziel. Die Temperatur stieg und am Ende musste Frank dem hohen Endtempo Tribut zollen. Ich schaffte es daher knapp unter 6 Stunden ins Ziel und wenige Minuten später lief Frank mit seinem Sohn zusammen ins Ziel.

Auf dem Weg zur Wohnung holten wir unter ungläubigen/staunenden Blicken der Freiwilligen unsere Startnummern für den Lauf am Samstag ab. Den Rest des Tages war schnell erklärt. Ich bewegte mich nur noch für das Notwendigste wieder von meiner Schlafcouch in der FeWo runter. Um kurz nach 20 Uhr fielen mir dann die Augen zu. Schließlich klingelte der Wecker am Samstagmorgen um 2:20 Uhr, mit einer Mitleidlosigkeit wie nach einer durchzechten Nacht. Die Routine stellte sich aber schnell ein. Laufsachen an, kleines Frühstück, ab in den Bus und nach 1,5 Stunden Fahrt erreichten wir „Kals am Großglockner“. Ich war so müde, dass ich noch 1 Stunde im Bus geschlafen habe und in dem Saal im Gemeindehaus von Kals legte ich mich wieder hin, um mich auszuruhen.

Ich erinnerte mich zu der Zeit immer mal wieder an den Transalpine Run im Jahr 2018. Aufstehen, Rennen, Essen, Schlafen waren dort gut einstudierte Tagesabläufe. Leicht verschlafen und nicht mit der Absicht schnell loszulaufen stellten wir uns im leichten Nieselregen ganz nach hinten in den Startblock. Schließlich standen nach den 35 km (1500 hm) am Freitag nun nochmal 57 km mit 3500 hm auf dem Programm. Gegen 9 Uhr hörte der Nieselregen auf und die ersten 1300 Höhenmeter waren bereits eingetütet. Über 2000 m Höhe ging es die nächsten 7 km wellig über gut laufbare Wege weiter. Wir überquerten die Grenze von Tirol nach Kärnten und folgten dem Wiener Höhenweg. Mit Blick auf Heiligenblut begann ein kurzer aber knackiger Anstieg ehe es unter sehr rauem Wind 500 hm im Downhill zum „Margaritzenstausee“ ging.

In der VP des Glocknerhauses wartete ein reichhaltig gedeckter Tisch auf die Läufer. Ich genehmigte mir in Ruhe eine handvoll Nudeln mit Bolognesesauce, ein Kaffee und füllte meine Trinkblase auf. Schließlich folgten jetzt nochmal 700 Meter Anstieg zum „Brettsee“. Diese letzten Reste der ehemaligen Gletscher sind trauriges Beispiel für eine Abnahme der Eisriesen in den Alpen. Es ermöglicht aber auch den Läufern in dem Gelände gut laufend unterwegs zu sein. In den vergangenen Jahren mussten viele große Schneefelder gekreuzt werden. Über die „Untere Pfandlscharte“ ging es nun 20 km runter Richtung „Fusch“. Viel Forstraße und ein paar kleinere Hügel, ein langer heftiger Schauer und anschließender Sonnenschein spielten mit unserem Läuferherz. Wir verfluchten die geraden Stücke, waren froh über die kleinen Anstiege, die wir laufen konnten und über kleine Erfolge beim Überholen im Downhill.

Nach der VP in Fusch folgte in der Nachmittagssonne der letzte große Anstieg (650 hm) über Wiesen und Wälder. Viel Forstraße, über zwei kleinere Bergrücken erreichten wir den „Imbachsteig“ und damit ging es nur noch runter in Richtung Kaprun. Dieser steile Abstieg war ein abschlißendes Highlight zum tollen Wochenende. Den Schlusssprint ins Ziel haben wir uns dann auch nicht mehr nehmen lassen. Gleichzeitig überquerten wir nach 10:38 h glücklich die Ziellinie.

Großglockner Ultratrail 2022! Danke für diese Trails, wunderschöne Ausblicke in einer atemberaubenden Landschaft, die Bergrettung und Helfer, die vielen feiernden Zuschauer am Straßenrand und die tolle Organisation. Wer eine Herausforderung sucht, ist hier genau richtig. 😉

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