Unbarmherzige Hitze, steile Anstiege und Downhills auf tollen Trails. Die Hochkönigregion ist ein großer Spielplatz für große und kleine Trailrunner. Ein kleiner Urlaubsreport mit Trailrunning in Österreich.

Wir nutzten das Pfingstwochenende für eine kleine Familienreise in die Berge. Mit der Hochkönig-Card hatten wir ausreichend Möglichkeiten für kinderfreundliche Ausflüge und auch die Bahnfahrten waren inklusive. Das war nach dem Ultra Trail für mich Gold wert und sicherte uns noch die ein oder andere schöne Wanderung. 😉
Am frühen Donnerstagnachmittag trafen wir in Maria Alm bei unserer Ferienwohnung ein und füllten erstmal den Kühlschrank. Für mich war es im weiteren Verlauf wichtig gut zu schlafen, da der Start des Rennens am Samstag um 0 Uhr war. Am Freitag unternahmen wir einen Ausflug zur Sommerrodelbahn, das ermöglichte mir noch 2 Stunden Mittagschlaf. Nachmittags ging es zur Startnummernausgabe und ich gab meine Dropbag auf. Nach dem Abendessen fand ich sogar noch eine Stunde Schlaf.




Alles in allem ging ich sehr ausgeschlafen zum Streckenbriefing um 23 Uhr in den Startbereich. 150 Starter für den Hochkönig Man Endurance Trail und zahlreiche Besucher machten die Nacht zum Tag. Pünktlich um 24 Uhr wurden die Läufer auf die 85km Strecke geschickt. Ausgeruht aber alleine durch die Nacht zu laufen kostete mich mental enorm viel Kraft, denn das Feld hat sich bereits nach dem ersten Anstieg zum Prinzensee sehr auseinander gezogen. Ich war immer froh, wenn jemand in meiner Nähe lief. So spät abends zwitschern keine Vögel oder zirpen die Grillen. Es ist still, sehr still. Ich bewegte mich aber stetig weiter, direkt unterhalb des „Hochkönigs“ Richtung Mühlbach.





Meine Stimmung wurde mit den ersten Sonnenstrahlen um 5 Uhr besser. Am zweiten Verpflegungspunkt entledigte ich mich der warmen Klamotten. Eigentlich hätte ich die gar nicht gebraucht, denn mit knapp 14–16 Grad war es sehr angenehm, sollte aber für den restlichen Tag nicht Gutes bedeuten. Gut verpflegt und in toller Landschaft ging es nach dem Gipfel des „Hochkeil“ (1784 m) runter zur VP Mühlbach. Der erste Marathon war erledigt und es folgte der längste Anstieg des Rennens über die Karbachalm zum Gipfel des „Schneeberg“ auf 1921 m. Noch ein kleiner Anstieg und runter ging es zur VP nach Dienten zu meiner wartenden Familie.
Ich freute mich auf auf das Treffen aber leider erwartete mich eine schlechte Nachricht. Meine Frau wollte die Wartezeit nutzen und meine Dropbag suchen und bereit halten. Diese war nicht auffindbar, also suchte Sie nach einer Lösung, denn ich hatte weder eine Sport Cap noch helle Kleidung für die weiteren Kilometer. Auch die bereitgelegte Sportsonnencreme und neue Gels waren in der Tasche. Durch die Hilfe einer freiwilligen Helferin wurde der Kontakt zu einem Sportgeschäft im Ort hergestellt und so bin ich noch an ein helles Laufshirt und eine Sport Cap gekommen. Kurz noch ein wenig Sonnencreme von den Kindern auf die Arme und weiter gings. Die Verpflegung konnte ich leider nicht mehr auffüllen, aber mein Appetit war auch nicht mehr so groß. Ich wollte mich an den folgenden VPs einfach immer gut zugreifen.





Die Strecke füllte sich mit den Läufern des Marathon Trails und zusammen weiter die nächsten 1000 Höhenmeter rauf zum „Hochkasern“ (2017m), nur um kurz danach runter und wieder rauf zum höchsten Punkt und dem lang ersehnten VP „Statzerhaus“ (2117m) zu laufen. Die Blicke in die Gesichter meiner Mitstreiter, egal ob Marathon oder Endurance Trail erzählten alle dasselbe. „Wirklich noch dieser Anstieg?“, „Unerträglich diese Hitze!“, „Was zur Hölle mache ich hier?“. Ich versuchte mich langsam aber stetig weiter fortzubewegen und war zwar nicht schnell unterwegs, aber ich hatte nur ein Ziel an dem Tag und das war das Ziel.
Nach ein paar Wassermelonen an der VP bewegte ich mich weiter und über einen Grat ging es noch über die Gipfel des „Schönwieskopf“ und „Schwalbenwand“ runter nach Maria Alm zum Ziel. Wer jetzt denkt, das war ein Kinderspiel, irrt. Es wurde technisch und ging steil bergab, um mich nicht zu verletzen drosselte ich mein Tempo, aber auch die Kraft ließ nach. Meine Uhr zeigte später am Handgelenk eine Temperatur von 36° und so fühlte ich mich auch. Aber das Gute war, die bei mir sonst üblichen Krämpfe zum Ende des Rennens blieben aus. War das der Einnahme der Aminosäuren geschuldet oder weil ich nicht ans Limit gegangen bin? Ich werde es noch ein paar mal ausprobieren müssen, um sicherzugehen. Aber das war schon mal ein gutes Zeichen.





Vorbei am Ortsschild von Maria Alm, durch die Unterführung der Hauptstraße hindurch, bog ich Richtung Ortskern ab und folgte immer weiter den Pfeilen auf dem Boden. Das Klatschen, die aufmunternden Worte und ungläubigen Blicke der Zuschauer über die Leistung führten bei mir noch zu einem leichten Joggingtempo. Am Ziel angekommen angekommen, schmiss mein Sohn seine Mütze weg und rannte mir entgegen. An meiner Hand lief er mit mir in das Zelt und über die erlösende Ziellinie. Die Zeit stoppte bei 16:47 h für die 85 km mit 5100 hm. Platz 55. und 16. in meiner AK. 92 Finisher bei 150 Startern machten die enorme Härte des Rennens nur nochmal deutlich.
Die letzten paar Tage in Maria Alm verbrachten wir bei kleinen Wanderungen, auf vielen Spielplätzen und im Freibad. Freue ich mich irgendwann mal wieder zurück nach Maria Alm zukommen? Definitiv! Die Trails sind super und fordernd zugleich und es ist eine tolle, perfekt organisierte Veranstaltung. Danke auch hier nochmal für alle Helfer und den Veranstalter. Ach ja, die Dropbag ist zwei Tage nach dem Lauf wieder aufgetaucht. Durch eine Verwechslung wurde meine Dropbag mitgenommen. So spielt das Leben!
Congrats zum Finish! Scheint ja ein schöner Lauf gewesen zu sein.
Wie sieht der Plan für den Rat des Jahres aus? Reken 24h?
LG Christian
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Danke dir. Erst kommt noch zwei Läufe beim Großglockner UltraTrail. Am 11.09. bin ich schon beim Münster Marathon. Und dann vermutlich noch Rothaarsteig Marathon. 😉
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